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Gottfried Brockmann, 1924
Gottfried Brockmann, 1924
(Foto L. Fritz Gruber)

GOTTFRIED BROCKMANN

1903 bis 1983


Gottfried Brockmann ist einer der eigenwilligsten Weggefährten der Kölner politischen Konstruktivisten Heinrich Hoerle und Franz Wilhelm Seiwert. 1903 in Köln geboren, entwickelt der noch keine zwanzig Jahre alte Brockmann Anfang der 1920er Jahre in Auseinandersetzung mit dem figurativen Konstruktivismus seines älteren Freundes und Mentors Heinrich Hoerle eigenständige Bildfindungen, die nicht durch politischen Rigorismus, sondern durch eine individuelle und persönliche Weltsicht geprägt sind. Brockmanns konstruktiver Realismus ist ein ebenso naiver wie "magischer" Realismus, der den Dingen und Figuren mit großer Anteilnahme gegenübertritt und ihnen nicht ihren Zauber, ihre Hintergründigkeit und ihr Geheimnis raubt.

Geboren 1903 in Köln, lernt Brockmann 1920 Heinrich Hoerle kennen, wird sein Schüler und entwickelt seine eigene Kunstauffassung in enger Verbindung und kritischer Auseinandersetzung mit der sich bildenen "Gruppe Progressiver Künstler" um Hoerle und Seiwert.
1926 siedelt er nach Düsseldorf über und beginnt ein Studium an der dortigen Kunstakademie, 1928 wird er Meisterschüler bei Heinrich Campendonk. 1932 erhält er einen Lehrauftrag an der Akademie und wird Vorstandsmitglied der "Rheinischen Sezession".
1933 erhält er Akademieverbot und entzieht sich den NS−Anfeindungen durch Flucht nach Berlin, wo er bis 1942 handwerklichen Tätigkeiten als Broterwerb nachgeht. 1942−45 wird er zum Kriegsdienst eingezogen. 1945−52 lebt er in Hof an der Saale. 1952 siedelt er nach Kiel über, wo er Kulturreferent der Stadt wird und von 1955−70 die Werkkunstschule leitet. 1983 stirbt Brockmann in Kiel.


Brockmann, Stilleben (Körper im imaginären Raum) Stilleben (Körper im imaginären Raum)   1923
Mischtechnik
Brockmann, Tätowierte Dame
Tätowierte Dame   1948
Tempera auf Spanplatte
"museum kunst palast", Düsseldorf


Biographische Daten
1903 Am 19. November wird Gottfried Brockmann in Köln als Sohn des Kunstmalers Hans Waldemar Brockmann geboren.
Nach Schulbesuch und kurzem Architekturpraktikum Malerlehre von 1920 bis 1922
1920 Begegnung mit Heinrich Hoerle, Anton Räderscheidt, Franz W. Seiwert u.a.
1922 Erste Ausstellung im Lichthof des Gewerbemuseums Köln. Wohnt zeitweise im Hause des Fotografen August Sander. Kritische Auseinandersetzung mit seinem Freund und Mentor Heinrich Hoerle.
1926 Übersiedlung von Köln nach Düsseldorf und Beginn des Studiums an der Kunstakademie (freie und angewandte Graphik bei Wilhelm Herberholz und Ernst Aufseeser).
1928 Meisterschüleratelier bei Heinrich Campendonk, im "Hungerturm" der Akademie. Wahl zum Asta−Vorsitzenden der Akademie.
1931 Mitglied der Düsseldorfer Sektion der "Asso". Zeichnet mit Otto Pankok im Düsseldorfer "Zigeunerlager" Heinefeld. Campendonk vermittelt eine Ausstellungsbeteiligung bei der "Société Anonyme" in New York.
1932 Abschluß des Studiums und Beginn eines Lehrauftrages an der Akademie. Heirat mit der Bildhauerin Marianne Reunert. Wahl zum Vorstandsmitglied der "Rheinischen Sezession".
1933 Brockmann erhält Akademieverbot und entzieht sich den Nachstellungen der SA in Düsseldorf durch Flucht nach Berlin (Wohnort der Schwiegereltern).
1933−1942 in Berlin. Handwerkliche Tätigkeit als Broterwerb.
1942−1945 Kriegsdienst und amerikanische Kriegsgefangenschaft.
1945−1952 in Hof an der Saale. Wiederbeginn der freien künstlerischen Tätigkeit.
1952 Übersiedlung nach Kiel und Berufung zum Kulturreferenten der Stadt
1955−1970 Lehramt an der Muthesius−Werkschule in Kiel. 1964 Kulturpreis des Landes Schleswig−Holstein. 1975 Ernennung zum Professor
1983 Am 9. Juli stirbt Gottfried Brockmann in Kiel.
Gottfried Brockmann, 1982
(Foto Hanns−Jörg Anders)
Brockmann, 1982

Gottfried Brockmann, Arbeiter am Tisch (Feierabend) Arbeiter am Tisch (Feierabend)
1927
Linolschnitt
Gottfried Brockmann, Arbeiterfrau mit Kind
Arbeiterfrau mit Kind   1927
Linolschnitt

Gottfried Brockmann, Unsere moderne Wohnkultur Unsere moderne Wohnkultur
um 1927
Tusche und Bleistift
Gottfried Brockmann, Der Dandy
Der Dandy   um 1928
Tusche


Presse−Echo – aktuell

Remmert und Barth entdecken Gottfried Brockmann

Düsseldorf/Kiel (dpa). Unmittelbar nach dem Machtantritt der Nazis floh der junge Künstler Gottfried Brockmann (1903−1983) nach Berlin. Der knapp 30−jährige Kölner, den die SA brutal bedroht hatte, brachte sich in der anonymen Großstadt in Sicherheit. Mit einer Retrospektive aus über 100 Gemälden und Arbeiten auf Papier holt die Düsseldorfer Galerie Remmert und Barth den in seiner engeren Heimat nahezu vergessenen Künstler nun erstmals seit 1933 wieder ins Rheinland zurück. Die Ausstellung mit Werken aus dem Nachlass und Privatsammlungen ist von Dienstag an (bis 20. April) geöffnet.
In Kiel, wo Brockmann seit 1952 verdienstvoller Kulturreferent der Stadt und Lehrer der Muthesius−Werkschule war, erinnert ein nach ihm benannter Künstlerpreis an den Kölner. Die frühen Jahre Brockmanns standen zunächst ganz im Banne der politisch links engagierten "Kölner Progressiven". Das auch als Tuschezeichnung monumental wirkende Motiv "Erschlagener" (1923) zeigt deutliche Nähe zu den überpersönlichen Menschenbildern der Kölner um Heinrich Hoerle und reflektiert Kriegsgreuel. Der Mensch, degradiert zur anonymen Masse, ist Motiv der Zeichnung und des Gemäldes "Krüppeldasein" von 1922, wobei die amputierten Leiber bühnenartig vor surrealem Hintergrund aufgereiht sind.
Mit dem Wechsel an die Düsseldorfer Akademie 1926 lockert sich der "klassenkämpferische" Stil des Künstlers und erzählerische Linolschnitte wie "Spaziergang" oder "Marktfrau" entstehen. In origineller Mischung aus Surrealismus und Neuer Sachlichkeit setzt Brockmann Tiere, Menschenpuppen und allerlei rätselhafte Gegenstände ins Bild. "Der tote Hase" (1932) in magischem Licht erscheint genauso bedrohlich wie das Öl−Spätwerk "Picknick auf der Schäre" (1962).

WESTDEUTSCHE ZEITUNG, 21. Februar 2006


Die Düsseldorfer Galerie Remmert und Barth leistet Missionsarbeit für das Werk des unterbewerteten Kölner Progressiven Gottfried Brockmann

Heimkehr eines Progressiven
von Henrike Schulte

Bereits zum zweiten Mal richten die Düsseldorfer Galeristen Herbert Remmert und Dr. Peter Barth, spezialisiert auf die lokale rheinische Szene der 1920er Jahre, dem Werk des 1903 geborenen Kölner Progressiven Gottfried Brockmann eine Ausstellung aus...
Über 100 Arbeiten, darunter zehn Gemälde, zwei Drahtfigurinen, 80 Aquarelle und zwölf Druckgrafiken zählt die eindrucksvolle Ausstellung, deren der Knappheit des altstädtischen Galerieraums geschuldete Petersburger Hängung das Auge gelegentlich überfordert. Gerade die zarten Puppenfigurinen der Mitte der 1920er Jahre entstandenen Bleistiftzeichnungen verlangen eindeutig nach mehr Luft und Raum, den die geneigten Käuferinnen und Käufer ihnen nach Beendigung der Ausstellung zukommen lassen sollten...
"Eigentlich bietet das Werk von Brockmann jedem etwas, dem DaDa−Liebhaber ebenso wie dem Sammler der Neuen Sachlichkeit oder dem Beuys−Anhänger", erklärt Peter Barth. Letzterem habe Brockmann mit seinem Spätwerk schon Jahrzehnte zuvor mit der schamanischen Malweise seiner Hasenbilder vorgegriffen. Für den Dandy von 1928 hätten sich viele Anhänger der Neuen Sachlichkeit interessiert und die Ballspielenden Krüppel von 1922 seien besonders bei Sammlern des Surrealismus heiß umkämpft gewesen...

www.artnet.de, 10. April 2006



Brockmann, Springender Hase Springender Hase   1927
Öl auf Karton auf Spanplatte
Brockmann, Toter Hase
Der tote Hase   1932
Tempera auf Hartfaser


Brockmann über Brockmann

"November 1918. 15 Jahre war ich alt − Obertertianer am Gymnasium in Köln−Lindenthal −, als das wilhelminische Zeitalter zusammenbrach. Matrosen aus Kiel, Hunger überall und auf den Straßen die Opfer des Krieges.
Täglicher Schulzwang und häusliche Geordnetheit; ich mochte all dies nicht mehr, auch nicht die Kunstbegriffe meines Vaters. Er war "akademischer Kunstmaler" mit Ansehen und von national−liberalem Denken (nur bei Stichwahlen stärkte er die SPD). − Sein Sohn Gottfried wollte sich selbst orientieren, abseits der bürgerlichen Welt. Erst freidenkerisch bei der Jugendbewegung des Monistenbundes, dann − sozialbezogener − bei der "Freien Arbeiterjugend". Wir diskutierten Marx und Engels, waren Pazifisten und demonstrierten gegen den Kapp−Putsch (1920).
Ich erlernte einen praktischen Beruf: 1 ½ Jahre Praktikant bei einem Kölner Architekten, dann Maler und Anstreicher, mit Gesellenbrief (1922) und Kenntnissen sozialistischer Literatur: Landauers "Gewaltloser Sozialismus" und Krapotkins anarchistische Theorien. Macht, Zentralismus und Parteienherrschaft waren uns zuwider; wir glaubten an einen "Sozialismus von unten" und lebten mit dem Gedankengut der nachexpressionistischen Kunst (Pfemferts "Aktion", Dada, Stijl und "Ararat"). Zeichnen habe ich bei meinem Vater gelernt.
Meine künstlerische Eigenständigkeit festigte sich bei den "Kölner Progressiven", in der persönlichen und formalen Nähe von Hoerle und Seiwert, den politischen Konstruktivisten. Meine Krüppeldarstellungen (1922/23) und andere erste Arbeiten fanden damals jedoch kaum Resonanz. Noch meine 1927 in Buchform veröffentlichten "Arbeiter"−Linolschnitte verwies die Kommentierung des "Kunstblattes" 1928 ins "silhouettenhaft−Plakative". Die etablierte Kunstkritik hatte nicht gemerkt, daß gerade dies, die zeichenhafte Typisierung des selbstbewußten Arbeiters, gewollt war.
1926−1932 in den Jahren meiner Ausbildung an der Düsseldorfer Akademie tritt der sozialengagierte Zug in meinen Arbeiten zurück. Ironie und Skepsis werden erkennbar, Reaktion auf die Schwächen der Weimarer Republik, die ihre revolutionären Impulse mehr und mehr verlor. Als sich der Nationalsozialismus ankündigte, draußen und in der Akademie, wurde ich politisch wieder aktiver. Unser Asta−Ausschuß − 1928−1931 unter meinem Vorsitz − sperrte sich gegen die von n. s. Seite betriebenen Politisierungstendenzen an der Schule. 1931 schloß ich mich der "ASSO" an. 1932 war mir aus Prag die Trotzki'sche Schrift "Wie wird der Nationalsozialismus geschlagen" zugesandt worden. Der darin aufgezeigte Weg schien mir richtig. Wir propagierten den Generalstreik und hofften auf eine gemeinsame Front der beiden sozialistischen Parteien gegen Hitler.
Wir hatten unseren Gegner unterschätzt. Im April 1933: ein schwarzer Mercedes hält bei uns in Düsseldorf−Stockum, Uniformierte in unserer Wohnung, Hausdurchsuchung, Gewalttat und Schußwaffenbedrohung. Bei den Eltern meiner Frau in Berlin−Dahlem suchte ich eine unauffällige Bleibe. Eine Rückkehr in meine Tutor−Position an der Akademie war undenkbar."

Gottfried Brockmann, 1978



Brockmann, Picknick auf der Schäre Picknick auf der Schäre   1962
Tempera auf Hartfaser

Kataloge und Ausstellungen von GOTTFRIED BROCKMANN
in der Galerie Remmert und Barth
GOTTFRIED BROCKMANN
Zum hundersten Geburtstag

Ausstellung vom 2. Dezember 2003 bis 4. Februar 2004

Prospekt:
Mit 6 Farbabbildungen
sowie einer Katalogliste der 52 ausgestellten Werke
(2003)    Euro 3,−−
Bestell-Nr. 1009
Gottfried Brockmann − Gemälde und Arbeiten auf Papier GOTTFRIED BROCKMANN
Gemälde und Arbeiten auf Papier

Ausstellung vom 21. Februar bis 20. April 2006

Katalog:
Mit Texten des Künstlers und
einem Essay von Joachim Heusinger von Waldegg
96 Seiten, 120 Abbildungen, davon 22 in Farbe,
Format 24 x 17 cm, gebunden mit Schutzumschlag, (2006)    Euro 10,−−
Bestell-Nr. 1039
GOTTFRIED BROCKMANN
Ausgewählte Werke

Ausstellung vom 9. September bis 8. November 2008

Katalog:
Mit einem Text des Künstlers
sowie Texten von Uli Bohnen und Jan Brockmann
112 Seiten, 140 Werkabbildungen und 5 dokumentrische Abbildungen
Format 24 x 17 cm, gebunden mit Schutzumschlag, (2008)    Euro 10,−−
Bestell-Nr. 1042
Gottfreid Brockmann − Ausgewählte Werke
Katalog-Prospekt GOTTFRIED BROCKMANN
Fünfzig Werke

Ausstellung vom 22. Mai bis 14. August 2012

Katalog−Prospekt
16 Seiten, 30 Abbildungen, davon 20 in Farbe,
Format 22 x 12 cm
(2012)    Euro 5,−−
Bestell-Nr. 1046
Gottfried Brockmann ist außerdem in zahlreichen Themen− und Sammelausstellungen unserer Galerie vertreten.

zur GOTTFRIED−BROCKMANN−Ausstellung 2012
zur GOTTFRIED−BROCKMANN−Ausstellung 2008 zur GOTTFRIED−BROCKMANN−Ausstellung 2006
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Stand August 2012